„Ich werde das nicht mehr brauchen“ sagte der Doge Ludovido Manin, als er seinen „corno“ abnahm und ihn seinem Knecht gab, er machte sich auf den Weg und akzeptierte, dass alles schließlich vorbei war. Wir befinden uns im 18. Jahrhundert, am 12. Mai 1797 und vor ihm hatten 110 von 120 Dogen ihren Wohnsitz hier.

Kein anderer Doge würde nach Ludovico Manini hier wohnen, da die Republik Venedig von einer großen Macht zerstört wurde: Napoleon Bonaparte.

Tausende von Jahren früher war ein Mann namens Agnello Partecipazio der Erste, der hier seinen Wohnsitz hatte. Die meiste Zeit seines Lebens wehrte er Angriffe von den Langobarden ab und er hielt diese Inseln in der sumpfigen Lagune für ein viel sicheren Platz als jeden anderen, der dem Festland oder dem offenen Meer zu nahe war. An dieser exakten Stelle erbaute Partecipazio ein kleines Schloss, es war vor allem eine militärische Festung und auf Kämpfe und Belagerungen gefasst. Damals sah es nicht wie ein Palast aus und weit entfernt von dem, was heute ist.  Je reicher und stärker Venedig mit der Zeit wurde, umso größer und heller wurde die Festung und aus der grauen Solidität entstand die mehrfarbige Schönheit. Das war ein Symbol der Macht: „Wir brauchen kein Schloss, niemand kann uns hier angreifen“.

Am Anfang war das Schloss der Wohnsitz des Dogen, des Staatschefs; im Laufe der Zeit übernahm es aber eine Doppelfunktion und wurde in zwei getrennte Gebäude geteilt: Einerseits die Residenz des Rechts mit Blick auf die Piazzetta und andererseits der Regierungssitz mit Blick auf das Wasser der Lagune.

Mit der Zeit wurden aber die zwei Gebäude vereinigt, die Venetianer begriffen schnell die Gefahr, die besteht, wenn Macht in die Hände einer einzelnen Person konzentriert wird. Eine große Anzahl an Büros wurde gegründet, jedes mit spezifischen Aufträgen. Das Wahl- und Verwaltungssystem wurde im Laufe der Zeit komplexer, um allen Regierungsorganen Gleichgewicht zu gewährleisten und um zu garantieren, dass Staat und Menschen dem Einzelnen übergeordnet wurden. Das politische System bot Stabilität und Jahrhundertelang war die Macht Venedigs unübertroffen, was darin bestand, mit vielen Ländern und Menschen zu handeln: das füllte nicht nur die Staatskassen, sondern auch es bereicherte vor allem die Kultur und die Identität der Stadt. Hier kreuzten sich die großen Mächte der Welt, sowohl durch die Kunst als auch durch den Handel. Der Dogenpalast ist eine Mischung von verschiedenen Epochen, Architekturstilen und Orten. Es scheint aber weder chaotisch noch unordentlich, es besteht eine Harmonie, die kein anderes Gebäude auf der Welt je erreicht hat. Das ist warum John Ruskin, der Engländer, der mehr denn je Venedig liebte, einmal schrieb: „Es ist das zentrale Gebäude der Welt“.