Die Bronzepferde scheinen bereit zu sein, von dem Balkon auf den Platz zu sprinten. Wenn sie in den Stand gewesen wären, lebendig zu werden und loszulegen, hätten sie einen Chaos auf dem Platz verursacht. Aber in der Vergangenheit waren Pferde ebenso üblich wie Tauben.

 

Der Platz selbst sah in den früheren Zeiten Venedigs ganz anders aus. Ursprünglich bestand der Platz aus Erde und Gras, die sich in den meisten Fällen in matschigen Schlamm verwandelten.

Doch war das Ufer nicht so weit draußen wie heute und das Wasser floss bis außerhalb der Mauer des Dogenpalasts und erreichte die Ecke der Basilika, wo sämtliche Arten von Booten angelegt waren.

 

Im späten 12. Jahrhundert entschloss sich Doge Sebastiano Ziani, die Gegend mit Tonerde zu füllen. Somit entstand die Piazzetta. Die ganze Bodenpflasterung wurde mit Tonerde neu gebaut, da das matschige und schlammige Gras die regale Stimmung entzog.

 

Eine abgehärtete Bodenpflasterung begrenzte nicht die Benutzung der Pferde, echte Pferde, die die Adeligen auf den Platz und überall ritten. Pferde kamen auf dem Platz meistens für Sportveranstaltungen ins Spiel. Das so genannte „Lanzenstechen“ war eine sehr bekannte Aktivität im Mittelalter. Junge und freche Edelmänner kamen aus ganzem Europa, um an diesem Turnier auf Markusplatz teilzunehmen und ohne Zweifel auch  um die einheimischen Frauen zu beeindrucken.

 

Der Platz war das Herzstück der wichtigen Feierlichkeiten und Zeremonien, ob religiöse oder politische Veranstaltungen oder nur zur Unterhaltung. Manchmal alle drei zusammen, wie anlässlich der Wahl eines neuen Dogen.

 

Der neue ernannte Doge ging aus der Basilika hinaus und saß auf einem Podium, das von 4 kräftigen Männern unterstütz wurde. Er wurde rund um den Platz geführt und warf Goldmünzen auf die Menschenmengen. Dann erreichte er den Dogenpalast. Die ersten Eindrücke waren am wichtigsten für öffentliche Persönlichkeiten und die Dogen waren sich dessen bewusst, dass sie die Gnade Venedigs nur mit Goldmünzen und mit nichts anderem erobern konnten.