Vor eintausend Jahren und zwar im 11. Jahrhundert kam ein Magister de Muxe, Meister von Mosaiken, aus Byzanz an. Zusammen mit zwei jungen venezianischen Auszubildenden sollte er sein Projekt in den folgenden Monaten und Jahren durchführen.

 

Er und viele Kollegen aus Griechenland waren bereit, riesige Summe zu bezahlen, um nach Venedig zu reisen. Dort stiegen sie die Baugerüste mit den Assistenten jeden Tag hinauf und mit Gedulde bedeckten sie die schmucklosen Decken und Mauern der Basilika mit kleinen goldenen „tesserae“ nach einer einzigartigen Technik.

 

Trotz der Sprachhindernisse wurde das Projekt jeden Tag klarer und klarer für die venezianischen Auszubildenden. Obwohl sie beobachteten und lernten, brauchte man normalerweise noch viele Stunden, Tage und Jahre von Erfahrung, um die Technik rein zu erlernen.

 

Zunächst setzte der Magister Schlamm, Sand, zerbröckelte Backsteine und noch Sand mit Marmorpulver auf die feuchte Oberfläche. Als die Oberfläche rein und feucht wurde, zeichnete er die Kontur der Figuren mit verschiedenen Farben.

 

Erst dann legte er die kleinen goldenen und farbigen „tesserae“ auf. Die „tesserae“ könnten ähnlich aussehen, aber sie hatten verschiedene Größe, darüber hinaus wurden sie ohne spezifisches Modell aufgeklebt. Jede „tessera“ wurde mit einzigartigem Blickwinkel anders als die anderen aufgelegt und die entstandene Irregularität schaffte ein spektakuläres, vibrierendes und glänzendes Lichtspiel.

In der Nacht oder im Winter wurden zahlreiche Kerzen bei Sonnenuntergang angezündet, die eine spektakuläre Stimmung erschufen, besonders für Besichtigter, die die nebligen und kalte Dunkelheit verließen und in die Kirche eintraten.

 

In einem Jahrhundert lernten die Ausbildenden die Technik und anfangs des 12. Jahrhunderts war Venedig in der Lage, allein ihre eigenen Mosaike ohne der Hilfe der Meister aus Konstantinopel zur Welt zu bringen. Das Stil und die Technik erinnern an die byzantinischen Mosaiken und sogar Experten können nicht genau behaupten, auf welche Epoche sie zurückgehen. Die Wende fand während der Renaissance im 16. Jahrhundert statt, als sich das  Verständnis von Kunst radikal im Vergleich zum Mittelalter veränderte.

 

In dieser Zeit skizzierten die bekanntesten Maler der Zeit, wie z.B. Paolo, Uccello, Tintoretto, Veronese, Tiziano die Modelle für die Mosaike. Die Zeichnungen von Tiziano strebten nach Bewegung, indem sie Geschichten erzählen wollten, statt Ikonen darzustellen. Viele Venezianer glaubten daran, dass die neuen Mosaike nicht so schön wie die mittelalterlichen waren, da Mosaike lieber feste Ikone als dynamische Figuren der venezianischen Renaissance symbolisierten.