Die Kirche S. Pietro di Castello liegt weit entfernt vom Stadtzentrum, was merkwürdig ist, denn sie war die offizielle Kathedrale für mehr als eintausend Jahre. Ursprünglich war Markusdom eine kleine Kapelle neben dem Dogenpalast und für private Kirche des Dogen bis 1807 bestimmt, als die Venezianische Republik in die französische Hände fiel.

Mehr als alles andere verlangten die ersten Venezianer die religiöse Unabhängigkeit. Die Lagune hatte Schwierigkeiten bei der Siedlung bereitet und erst nach Jahrhunderten wurde sie zu einem menschengerechten Gebiet, wo man besser leben konnte. Aus demselben Grund konnten feindliche Angriffe nicht einfach stattfinden, daher gewann rasant  die Republik Unabhängigkeit von anderen Ländern, außer der Kirche von Rom, die sich besonders als eine harte Nuss erwiesen hatte. Als der Doge die oberste Macht der venezianischen Kirche und die Aufspaltung mit dem Papsttum ankündigte, begrüßte die Kirche von Rom diese Entscheidung nicht. Zwischen dem Dogen und dem Päpsten blieben die Beziehungen mit mehreren Höhen und Tiefen Jahrhundert lang unter Druck.

 

Langsam wurde die Basilika zu einem Symbol der Dogenmacht und sogar übergab er persönlich dem Küster die Schlüssel, der als seinen Angestellten arbeitete. Dann wählte er die kirchlichen Minister aus, damit sie die Geschäfte der Kirche erledigen konnten und ernannte auch den Primicerio, den heutigen Bischof und damaligen religiösen Leiter. Er wollte darauf achten, dass der Primicerio nie aus der Reihe fiel, aber es könnte geschehen und eigentlich geschah. Im Jahr 1580 beging der Primicerio einen Fehler: Er schrieb an Rom, um einen Vorschlag zu bekommen, und zwar um die Verwaltung der Basilika. Aber der Doge wurde  darüber nicht informiert und als er die Nachricht bekam, war er darüber überhaupt nicht glücklich.

Venedig verlangte eine unabhängige Kirche verbunden mit der unabhängigen Macht des Dogen. Der Meilenstein der venezianischen Größe war eigentlich Unabhängigkeit. Die Geschichte der Stadt basiert aber nicht auf Expansion, sondern auf Größe, die aus dem Kontakt mit anderen Kulturen entstand, wie z.B. Römern, Griechen, Byzantinern, Persern und germanischer Bevölkerung im Norden. Diese Begegnung von Kulturen vergünstigte die Entwicklung des politischen Systems, der Sprache, des Rechts, der Kochkunst und im Allgemeinen der venezianischen Weltanschauung. Davon sind Kunst und Architektur Ausdruck dieser Philosophie und Zusammenschluss in der Basilika: Beweis der venezianischen Neigung zur Fusion zwischen Elementen, die scheinbar Gegenpole sind.