Wenn wir uns auf den friedlichen Campo san Giovanni in Bragora begeben, sehen wir die einfache gotische Kirche, in der Antonio Vivaldi getauft wurde, jener rothaarige Komponist, der Waisenmädchen in einer nahegelegenen Schule die Musik näherbrachte und wunderschöne Stücke komponierte, wie beispielsweise die Vier Jahreszeiten Violinkonzerte.
Was das Thema Taufe angeht, so ist diese Kirche tatsächlich Johannes dem Täufer gewidmet, jenem einsamen Eremiten, der Jesus Christus taufte. Allerdings befindet sich in ihr der Leichnam eines anderen Johannes, Johannes Elemosynarius, dem Almosengeber, obwohl sich bereits in der Nähe der Rialto-Brücke eine ihm gewidmete Kirche befindet. Laut der Geschichte war ein Schiff, das die Gebeine des Heiligen transportierte, im Jahr 1249 wie geplant nach Rialto unterwegs, stoppte allerdings plötzlich nicht unweit des Campos, auf dem wir uns gerade befinden. Niemand konnte das Schiff dazu bringen, sich zu bewegen – ganz so, als ob es unter einem Zauber stünde. Erst als der Priester von der Bragora-Kirche an Bord ging konnte das Schiff schließlich in der Nähe anlegen. Der Menschenkonvoi ging mit dem Leichnam zu Fuß nach Rialto, allerdings zwang sie ein heftiger Sturm in dieser Kirche Zuflucht zu suchen. Doch nachdem sie die Kirche betreten hatten, erwies es sich als unmöglich, den Leichnam von Johannes Elemosynarius wieder nach draußen zu bringen. Man kam deshalb zu dem Entschluss, ihn hier zu lassen – wo er seit nunmehr 800 Jahren seine letzte Ruhestätte hat.