Die Lebensgeschichte vom Evangelisten Sankt Markus besitzt legendäre Merkmale. Nach seinem Tod hat sich die Geschichte verbreitet, auch mit abenteuerlichen Anspielungen. Im Jahr 828 wurde der Dogenpalast gebaut, obwohl er noch wie eine Festung aussah im Vergleich zu dem hellen einladenden Palast, den wir heute besichtigen können. Die Basilika existierte noch nicht, sie war nur eine kleine Kirche, die für den privaten Gebrauch des Dogen bestimmt war. Als die Venezianer sich verstärkten, konnten sie nicht mehr die Diktaten des Papstes tolerieren und sie ergriffen jede Gelegenheit, um sich gegen seine Autorität aufzulehnen. Die Macht des Papstes besteht darin, dass er der Erbe von Petrus, dem Gründer des Petersdoms ist. So brauchte Venedig ihren eigenen Sankt, eine Reliquie, auf die den Grundstein der neuen unabhängigen Kirche gelegt werden konnte. Und im Jahr 829 wurde ein kluger und natürlich religiös motivierter Plan auf die Beine gestellt, um den Körper von Sankt Markus Evangelisten zu bergen.

 

Eine geeignete Arbeitsgruppe wurde aufgestellt und auf Mission nach Alexandria, Ägypten, entsandt, wo der Körper vom Sankt Markus Evangelisten begraben war. Zwei ehrbare Tribunen, Bon da Malamocco und Andrea da Torcello, wurden vom Dogen als Expeditionsleiter ausgewählt und als sie in Ägypten ankamen, statteten sie der Kirche einen falschen Besuch ab, wo der Körper vom Sankt Markus lag. Sobald sie in Ruhe gelassen wurden, traten die Beiden in Aktion.

Alles war geplant: Sie bargen den Körper leise, der mit der Leiche von der heiligen Claudia ersetzt wurde. So weit so gut und schnell wurden die sterblichen Überreste in einem Korb an Bord des Schiffes geschmuggelt. Kurz vor der Abfahrt wurde das Schiff von den muslimischen Wächtern aus Sicherheitsgründen einer Kontrolle unterzogen.

 

Nachdem das Schiff gewissenhaft untersucht wurde, wurde der Behälter des Körpers von Sankt Markus herausgefunden. Die Leiche lag unter Schichten vom Schweinfleisch, die als unheilige Speise für Muslimische gilt. Der Deckel wurde dann entfernt und das Innere inspiziert. Die Wächter sofort schrieen „Kazir, Kazir“, und zwar „Schwein, Schwein!“, daher wurde das Schiff im Nu entladet. Sobald sich die Situation entschärfte, bekamen die Venezianer das grüne Licht für Abfahrt und nach einem starken Sturm im Meer erreichten sie endlich die Stadt Venedig. Dort wurden sie als Staatshelden wieder empfangen, da sie den Körper vom Sankt Markus wieder nach seinem richtigen Zuhause zurückgebracht hatten. Obgleich gesagt werden muss, dass niemand auf heute weißt, wo genau seine Überreste ruhen.