„Die Bücher sprechen und unterhalten sich mit uns, sie lehren uns, sie bilden uns aus, sie trösten uns. Ohne sie hätten die Menschen kein Gedächtnis“ so schrieb der Kardinal Bessarion von Konstantinopel 1468 in einem Brief an den Dogen. In dem Brief erklärte er, wie er versucht hatte, die Texte der griechischen und lateinischen Antike zu bewahren und plädierte darauf, dass die Republik Venedig sie nehmen würde, weil Konstantinopel für sie kein sicherer Ort mehr war: Die Stadt wurde damals belagert und die Bücher konnten einfach für immer verbrannt werden. Der Kardinal betrachtete Venedig als den sichersten Ort für die Texte, wo sie niemand beschädigen würde und wo sie für „das Gute aller Menschen“ weiterleben würden.
So kamen die Bücher nach Venedig und blieben hier Jahrzehntelang gelagert, in der Bibliothek, welche später zur Kammer der Stimmenauszählung (italienisch: Sala dello Scrutinio) wurde, hier erfolgten die geheimen Abstimmungen bei der Wahl des Dogen. Die Kammer besaß weiter ihre Doppelfunktion; die Bücherspenden nahmen zu und es schien, als ob es keinen Platz mehr für sie da war, außerdem wollte der Abstimmungsbeamte, dass die Bücher ihre eigene Kammer hatten. So wurde der bekannte Renaissance-Architekt Sansovino beauftragt, die Marciana-Bibliothek gegenüber dem Dogenpalast zu bauen, um der steigenden Zahl an Büchern willkommen zu heißen, die aus der ganzen Welt hierherkamen.
Mittlerweile setzten die den Kardinal Bessarion beunruhigenden Kriege zwischen den Christen des Westens und dem Osmanischen Reich fort. 1571 siegte Venedig in Lepanto, wo die Türken geschlagen wurden. In Lepanto begann ein großartiges Buch, Gestalt anzunehmen und zwar im Kopf eines spanischen Soldaten. Er hatte selbst im Krieg gekämpft, wurde aber gefangen genommen und verbrachte zwei Jahre im Gefängnis. Hier verwendete er seine Zeit weise und kreativ. Auf der Rückkehr nach Spanien, fing Miguel de Cervantes an, das zu schreiben, was heute als der erste moderne Roman in der Europäischen Geschichte gilt: Don Quixote.